Weiterhin reißerische Berichterstattung und Hufeisen-Journalismus

Eine Verlängerung von Linas U-Haft nahmen in den vergangenen Woche sowohl sowohl die BILD-Zeitung als auch Focus zum Anlass, erneut hetzerische Schlagzeilen zu produzieren. So titelte die BILD-Zeitung in weiterhin sexistischer und verleumderischer Manier: “Keine Gnade für die Chaotin im Minirock” und am vergangenen Wochenende: “Ihre Strafakte ist länger als ihr Minirock”. Lina wird darin nicht nur ohne jeglichen Bezug zur Realität als “gefährliche Staatsfeindin” deklariert, sondern weiterhin als “junge Frau, die gern Minirock und roten Nagellack trägt” oder “Studentin im Minirock” in widerlicher Weise auf ihr Äußeres reduziert – anhand von bewusst inszenierten Pressebildern, die bei ihrem Transport nach Karlsruhe im November entstanden. Ein ominöser “Informant aus Justizkreisen” teilte der BILD-Zeitung außerdem in spekulativ klingenden Worten vermeintliche Ermittlungs-Interna mit. Wir sehen hierin eine Fortsetzung der bereits mehrfach kritisierten gezielten Zusammenarbeit zwischen Ermittlungsbehörden und rechten bis konservativen Medien.

Der Focus-Journalist Göran Schattauer war sich hingegen nicht zu schade, einen Vergleich zwischen Lina und der NSU-Terroristin Zschäpe, auf deren Konto 10 Morde und diverse Sprengstoffanschläge gehen, zu ziehen. Dabei wird nicht nur ein weiteres Mal die Unschuldsvermutung übergangen, sondern es geschieht gleichzeitig eine unfassbare Verharmlosung des NSU-Terrors, welche eine Verhöhnung der Opfer und ihrer Angehörigen darstellt. Ein solcher Vergleich zwischen vermeintlich linker Gewalt und rechtem Terror beinhaltet eine erschreckende Bagatellisierung des rechten Terrors, der in den letzten Jahren in Deutschland zu beobachten war. Er entspricht jedoch der sogenannten Hufeise-Theorie, die eine Gleichsetzung von links und rechts beinhaltet und offensichtlich noch immer wirkmächtig in Teilen der medialen Berichterstattung ist. Dass dabei Lina und Beate Zschäpe in einem Satz salopp als “Promi-Gefangene” genannt wurden, machte uns fassungslos, wütend und traurig.

Zwar mussten Lina und ihre Angehörigen in den letzten Monaten bereits vieles an Falschinformation, Hetze und gezielter Inszenierung ertragen, doch diese vollkommen realitätsferne und menschenverachtende Gegenüberstellung erreicht ein neues Maß an Widerlichkeit. Wir verurteilen jegliche Falschdarstellungen und Vorverurteilungen und fordern weiterhin Linas Freilassung!

Erweiterung des Haftbefehls

Mit Trauer und Wut haben wir am 21. April die Erweiterung des Haftbefehls gegen unsere Freundin und Genossin Lina verfolgt. Sie wird damit vorerst weiter in Untersuchungshaft bleiben. Am 6. Mai wird eine Haftprüfung stattfinden, da sie sich dann bereits 6 Monate in Untersuchungshaft befindet. Wir wünschen Lina viel Kraft und Durchhaltevermögen. Weiterhin brauchen wir eure bisher bemerkenswerte Unterstützung und Solidarität. Es heißt weiterhin:

#FreeLina